Juli 2015 – Sammelbeitrag Nr. 3

CURSE OF THE CRIMSON ALTAR (Großbritannien 1968, Regie: Vernon Sewell)

curse of the crimson altar

(Fassung: DVD, e-m-s, Deutschland)

Britische Horror- bzw. Gruselkost aus den späten 60er Jahren – eigentlich immer eine sichere Bank. In CURSE OF THE CRIMSON ALTAR begibt sich ein Mann (Mark Eden) auf die Suche nach seinem verschwundenen Bruder. Diese führt ihn in das mondäne Anwesen des geheimnisvollen Morley (Christopher Lee) und auf die Spur alter Hexenkulte und Opferungszeremonien. Regisseur Vernon Sewell präsentiert mit CURSE OF THE CRIMSON ALTAR eine gelungene Mischung aus Gothic Horror und Sixties-Psychedelia. Die Handlung spielt sich innerhalb eines riesigen, alten Hauses ab, mit düsteren Ecken und Winkeln, mit Spinnweben verhangenen, geheimen Räumen und einem unheimlichen Privatfriedhof. Es gibt obskure Hexenzeremonien in grellen Farben zu bewundern, es gibt eine komplett aus dem Ruder laufende Partyszene, es gibt ein bisschen nackte Haut und es gibt eine rasant erzählte und auch heute noch eine gewisse Spannung verbreitende Geschichte. Und CURSE OF THE CRIMSON ALTAR bietet dem Genrefreund nicht nur Christopher Lee, sondern auch noch Boris Karloff, Michael Gough und Barbara Steele (letztere in einem irrsinnigen Outfit als Hexe Lavinia) in der Besetzungsliste. Sonderlich viel mehr geht eigentlich gar nicht.

Persönliche Bewertung: Gut!

TAKEN 3 (Frankreich 2014, Regie: Olivier Megaton)

taken 3

(Fassung: Blu-ray, Universum, Deutschland)

Im dritten Teil der Reihe begibt sich Liam Neeson als Bryan Mills auf die Jagd nach den Mördern seiner Ex-Frau (Famke Janssen) und befindet sich dabei gleichzeitig auf der Flucht vor der Polizei in Gestalt von Forest Whitaker, denn die Mörder haben es geschickt hinbekommen, den Verdacht auf Mills zu lenken…

Die Geschichte des unschuldig Verdächtigen, der sich auf die Suche nach den wahren Tätern begibt um sowohl Rache zu üben als auch seine Unschuld zu beweisen, ist wahrscheinlich schon fast so alt wie das Kino selbst. TAKEN 3 ist also ziemlich weit davon entfernt, so etwas wie einen Innovationspreis für das Drehbuch gewinnen zu können. Regisseur Olivier Megaton gelingt es dennoch, diesen 08/15-Plot halbwegs spannend und kurzweilig umzusetzen und wie man Actionszenen gekonnt inszeniert, hat Megaton ja zuvor bereits mit TRANSPORTER 3, COLOMBIANA und TAKEN 2 bewiesen. Die Mischung aus Thrill und Action ist Megaton auch hier richtig gut gelungen, TAKEN 3 ist nicht so extrem überladen wie manch anderer Genrevertreter und vermeidet es, den Zuschauer mit Dauerbefeuerung zu ermüden. Die vorhandenen Actionsequenzen sind – trotz oft schneller Schnitte – übersichtlich geraten, gut choreographiert (insbesondere die Highway-Verfolgungsjagd und die Sache mit dem Flugzeug im Finale) und innerhalb der Handlung jeweils perfekt platziert. Das ist sicher kein Film, der das Rad neu erfinden kann, Freunde des Actionkinos können sich aber definitiv auf gute und solide Unterhaltung einstellen.

Persönliche Bewertung: Gut!

THIEVES’ HIGHWAY (USA 1949, Regie: Jules Dassin)

thieves' highway

(Fassung: DVD, 20th Century Fox, Deutschland)

In THIEVES’ HIGHWAY begibt sich Richard Conte als Nick Garcos in eine gefährliche Zwischenwelt skrupelloser Händler und Geschäftemacher. Eigentlich wollte er nur Licht in einen mysteriösen Unfall seines Vaters (Morris Carnovsky) bringen, an dem der fiese Großhändler Mike Figlia (Lee J. Cobb) wohl nicht ganz unschuldig gewesen sein dürfte. Aber auf das, was ihn letztendlich in den dunklen Straßen von San Francisco erwartet, ist Nick gänzlich unvorbereitet…

Regisseur Jules Dassin zeichnet in THIEVES’ HIGHWAY eine Welt, in der sich jeder selbst am nächsten ist, in der man niemandem trauen kann und in der man – sofern man nicht entsprechend gewappnet sein sollte – Gefahr läuft, komplett unter die Räder zu kommen. THIEVES’ HIGHWAY hat mich in erster Linie aufgrund seiner glaubwürdigen und ungemein authentisch rüberkommenden Zeichnung der handelnden Charaktere und ihres eigenen Mikrokosmos fasziniert. Fast könnte man meinen, hier habe ein Kamerateam einfach mal ihr Arbeitsgerät laufen lassen, während die Händler und Geschäftemacher ihre Waren anpreisen und sowohl ihre Geschäftspartner als auch ihre Kunden versuchen, übers Ohr zu hauen. Dassins Film zählt zum Genre des Film Noir, es dürfte einer der ungewöhnlichsten Vertreter seiner Art sein.

Persönliche Bewertung: Sehr gut!

47 RONIN (USA 2013, Regie: Carl Rinsch)

47 ronin

(Fassung: Blu-ray 3D, Universal, Deutschland)

Anfang des 18. Jahrhunderts rächten 47 herrenlose Samurai den Mord an ihrem Lehnsherren. Dieses historische Ereignis diente als Vorlage für den Film von Regisseur Carl Rinsch, der der Geschichte noch einen Fantasy-Touch in Form von Hexen, Drachen u.ä. hinzufügt. 47 RONIN spult sein Pensum dann auch erwartungsgemäß ohne größere Höhepunkte oder Überraschungen ab. Die Kampfszenen sind anspruchsvoll in Szene gesetzt, größere Längen sind praktisch nicht vorhanden und die beiden Wörter, mit denen man 47 RONIN wohl mit am besten beschreiben kann lauten unterhaltsam und solide. Wer sich mit dem asiatischen Kino im Allgemeinen und dem japanischen Kino im Speziellen schon näher auseinandergesetzt hat, dürfte Geschichten wie diese hier schon in Hülle und Fülle und häufig auch weitaus besser und überzeugender zu Gesicht bekommen haben. Für eine Produktion aus den USA geht der Film schon in Ordnung.

Persönliche Bewertung: Ok!

KINGSMAN: THE SECRET SERVICE (Großbritannien 2014, Regie: Matthew Vaughn)

kingsman - the secret service

(Fassung: Blu-ray, 20th Century Fox, Deutschland)

Der etwas andere Agentenfilm. War aber auch durchaus zu erwarten. Schließlich führte hier Matthew Vaughn Regie und der hat 4 Jahre vorher mit KICK-ASS ja auch den etwas anderen Superheldenfilm gedreht. KINGSMAN: THE SECRET SERVICE braucht zwar eine gute Stunde, bis er so richtig in Fahrt kommt, sprüht aber auch schon während dieser Zeit, in der er Geschwindigkeit langsam aufnimmt, vor lauter Einfallsreichtum und begeistert mit vielen tollen Ideen und absurden Situationen, in die die verschiedenen Pro- und Antagonisten immer wieder geraten. Das ist einer dieser Filme, die einfach nur richtig gute Laune verbreiten und von vorne bis hinten richtig viel Spaß machen. Erinnerungswürdige Szenen gibt es zuhauf, meine persönlichen Favoriten sind die komplett wahnsinnige Sequenz in der Kirche und dieses ganz spezielle Feuerwerk, welches im Finale gezündet wird. Und Samuel L. Jackson als lispelnder Supergangster ist die absolute Schau. Zu manchen Filmen muss man gar nicht mehr sagen als dieses eine Wort: Anschauen! KINGSMAN: THE SECRET SERVICE ist einer von ihnen.

Persönliche Bewertung: Sehr gut!

CHAPPIE (Mexiko/USA 2015, Regie: Neill Blomkamp)

chappie

(Fassung: Blu-ray, Sony, Deutschland)

Regisseur Neill Blomkamp bleibt sich selbst und dem Science-Fiction-Genre treu. In seinem nach DISTRICT 9 und ElYSIUM dritten, abendfüllenden Spielfilm dreht sich alles um einen Roboter mit einem Bewusstsein.

Dem für einen Waffenkonzern arbeitenden Deon Wilson (Dev Patel) ist nämlich ein bahnbrechender Durchbruch bei der Erforschung künstlicher Intelligenz gelungen. Doch dummerweise ist seine Chefin (Sigourney Weaver) nicht wirklich an seinen Erkenntnissen interessiert und möchte lieber ihre für die Polizei in Johannesburg angefertigten Kampfroboter, die mehr oder weniger selbständig auf Verbrecherjagd gehen können, weiter an den Mann bringen. Als einer dieser Roboter bei einem Einsatz irreparabel beschädigt wird und entsorgt werden soll, klaut Deon den defekten Roboter um ihn eine neue Software aufzuspielen, die dafür sorgen soll, dass der Roboter lernfähiger wird sowie Gefühle und ein eigenes Bewusstsein entwickeln kann. Doch dummerweise fallen Deon und sein Roboter einem Gangsterpärchen (gespielt vom südafrikanischen Alternative-Rap-Duo Die Antwoord, bestehend aus Yolandi Visser und Watkin Tudor Jones aka Ninja, welches auch für einen Großteil der Songs auf dem Soundtrack des Films verantwortlich zeichnet) in die Hände und die haben so ihre ganz eigenen Vorstellungen vom Nutzen eines intelligenten Roboters…

CHAPPIE ist so etwas wie die Actionvariante von SHORT CIRCUIT, Badhams 80er-Jahre-Klassiker, in dem der kleine Roboter Number 5 ein eigenes Bewusstsein entwickelt, bzw. eine Kreuzung aus SHORT CIRCUIT und ROBOCOP. Blomkamp erzählt seine Geschichte in einer gelungenen Mischung aus dramatischen, komischen und spannenden Momenten, reichert seinen Film mit jeder Menge spektakulärer und druckvoll inszenierter Actionsequenzen an und konfrontiert den Zuschauer in diesen auch mit teils heftigen Gewaltausbrüchen und Splattereffekten. Gleichzeitig gelingt es ihm, den Titelhelden so zu zeichnen und zu entwickeln, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als Empathie für ihn zu entwickeln. Man hofft und bangt tatsächlich mit dieser Maschine und diese Tatsache kann man durchaus als verstörend bezeichnen.

Der in einer nicht allzu weit entfernt liegenden Zukunft spielende Film stellt dabei zwangsläufig die Frage, wie weit technischer Fortschritt noch gehen kann, muss und darf und befindet sich natürlich in bester Gesellschaft unzähliger anderer Genrevertreter, die auch bereits vor CHAPPIE vor der zunehmenden Hilflosigkeit des Menschen gegenüber den Maschinen gewarnt haben.

Lediglich das Finale, in dem es schließlich um das Schicksal des Roboters, seines Schöpfers und des Gangsterpaares geht, ist dann doch etwas arg übertrieben und hanebüchen ausgefallen – man könnte fast meinen, Neill Blomkamp seien da selbst ein paar Sicherungen durchgebrannt – und sorgt letztendlich leider dafür, dass aus einem zuvor noch sehr guten dann am Ende des Tages halt doch “nur“ ein guter Film wird.

Persönliche Bewertung: Gut!

TO THE DEVIL A DAUGHTER (Deutschland/Großbritannien 1976, Regie: Peter Sykes)

to the devil a daughter

(Fassung: DVD, Optimum, Großbritannien)

Okkult-Horror aus dem Hause Hammer Films, die mit TO THE DEVIL A DAUGHTER, den sie in Kooperation mit der Berliner Terra Filmkunst verwirklichten, damals den Versuch unternahmen, thematisch an die Erfolge solcher Filme wie ROSEMARY’S BABY und THE EXORCIST anzuknüpfen. Obwohl der Film – das kann man der auf der mir vorliegenden DVD enthaltenen Kurz-Dokumentation entnehmen – durchaus erfolgreich gewesen ist und beim Publikum gut ankam, sollte er damals der letzte Horrorfilm gewesen sein, der von den Hammer Film Studios produziert wurde und gar für sehr, sehr lange Zeit (die umtriebige Produktionsgesellschaft feierte erst im Jahr 2010 ihr Comeback) einer der letzten Filme von Hammer überhaupt (3 Jahre nach diesem Film kam noch ein Remake des Hitchcock-Klassikers THE LADY VANISHES heraus und das sollte es dann im Endeffekt erst mal gewesen sein).

Aus dem direkten Vergleich mit den im Eingangssatz genannten Vorbildern geht TO THE DEVIL A DAUGHTER jedoch nur als zweiter Sieger hervor. Der mit Christopher Lee, Richard Widmark, Honor Blackman, Denholm Elliott und der jungen Nastassja Kinski wirklich ganz hervorragend besetzte Film wirkt stellenweise etwas zerfahren, es dauert sehr lange, bis sich so etwas wie Spannung entwickeln kann und insbesondere das Ende kann nicht wirklich überzeugen. Zuzuschreiben ist das alles wohl in erster Linie den widrigen Produktionsumständen, unter denen der Film entstand. Die Zusammenarbeit mit Richard Widmark, der Hollywood-Standards erwartete und wohl ziemlich kompliziert sein konnte, soll laut Aussagen in der o.g. Kurzdoku die Hölle gewesen sein und die zu Drehbeginn vorliegende Drehbuchfassung war wohl nicht zu gebrauchen, so dass Regisseur Peter Sykes ohne Skript mit den Dreharbeiten beginnen musste und das Drehbuch während der Produktion erst umgeschrieben und überarbeitet wurde.

Bedenkt man diese Umstände, so kann sich das fertige Ergebnis durchaus sehen lassen. TO THE DEVIL A DAUGHTER verbreitet stellenweise eine ziemlich unheimliche und beunruhigende Atmosphäre und dass der Film mit Schauwerten geizen würde, kann man ihm sicher auch nicht vorwerfen. Teilweise geht es ziemlich derb zur Sache und so manche Grenze des guten Geschmacks wird in so einigen Sequenzen genüsslich überschritten.  Freunde gepflegter Exploitation machen mit diesem Film hier sicherlich nichts falsch.

Persönliche Bewertung: Gut!

THE INTERVIEW (USA 2014, Regie: Evan Goldberg/Seth Rogen)

the interview

(Fassung: Blu-ray, Sony, Deutschland)

Seth Rogen und James Franco spielen zwei TV-Journalisten, die nicht gerade für seriöse Unterhaltung bekannt sind, jedoch die einmalige Chance bekommen, den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un (Randall Park) zu interviewen. Das bleibt auch dem CIA nicht verborgen und die beiden werden vom Geheimdienst angeheuert, einen Mordanschlag auf Kim zu verüben…

THE INTERVIEW hat zur Jahreswende hohe Wellen geschlagen. Die nordkoreanische Führung war über den Inhalt des Films verständlicherweise “not amused“ und bezeichnete die Herstellung des Films als terroristischen Akt. Auf Sony Pictures – als Mutterkonzern der produzierenden Columbia Pictures – wurde im folgenden ein massiver Hackerangriff ausgeübt, bei dem nicht nur eine Kopie dieses Films, sondern unzählige weitere Daten gestohlen wurden und mit der Veröffentlichung dieser Daten gedroht wurde, solle THE INTERVIEW tatsächlich veröffentlicht werden. Als schließlich auch noch ernstzunehmende Anschlagsdrohungen auf Kinos ausgesprochen wurden, die den Film zeigen wollten, zog Sony den Kinostart zurück, Rogen und Franco stellten jede Promotion für den Film ein. Es war schließlich US-Präsident Obama höchstpersönlich, der einen Start des Films forderte und dafür sorgte, dass THE INTERVIEW an Weihnachten 2014 in ausgewählten Programmkinos startete und kurze Zeit später auch im Internet gestreamt wurde. Im Endeffekt war diese Kontroverse natürlich perfekte Werbung für den Film, sorgte auf der anderen Seite aber auch dafür, dass THE INTERVIEW die Erwartungshaltung des Publikums, die aufgrund des Trubels entstanden war nur schwer erfüllen konnte.

Natürlich ist THE INTERVIEW im höchsten Maße respektlos und politisch absolut unkorrekt, verhöhnt den alles andere als ungefährlichen Diktator Nordkoreas auf teils derbe Art und Weise und ist – vor dem Hintergrund des politischen Weltklimas – sicher nicht ganz unproblematisch. Die Frage, wie weit Satire letztendlich gehen darf und ob THE INTERVIEW tatsächlich zu weit geht, muss wohl jeder für sich selbst beantworten.

Ich persönlich stelle mir jedoch eher die Frage, ob man THE INTERVIEW überhaupt ernstnehmen kann. Denn Rogen und Goldberg haben auch ihre Satire mit dem typischen Fäkalhumor angereichert, der praktisch in allen Komödien mit Seth Rogen in der Hauptrolle vorhanden ist und das führt letztendlich dazu, dass der Film stellenweise so extrem überzeichnet rüberkommt, dass er von bitterböser Komik, bei der einem das Lachen regelrecht im Halse steckenzubleiben droht – wie beispielsweise in der Dschihad-Komödie FOUR LIONS perfekt praktiziert – doch meilenweit entfernt ist. Am Ende des Tages ist das hier ein typischer Seth-Rogen-Film mit einigen irrsinnig lustigen Sequenzen und jeder Menge pubertierendem Fäkalhumor. Wenn man – wie ich – die Filme des Komikers mag, wird man auch THE INTERVIEW mögen, wenn man weniger mit seiner Form des Humors anfangen kann, dürfte die Sichtung dieses Films eher verschwendete Lebenszeit darstellen.

Persönliche Bewertung: Gut!

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