Shocktober 2015 – Second Batch

FRIGHT NIGHT (USA 2011, Regie: Craig Gillespie)

fright night

(Fassung: Blu-ray, Touchstone, Deutschland)

Mit FRIGHT NIGHT hat Regisseur Craig Gillespie eine Neuinterpretation des gleichnamigen Klassikers aus dem Jahr 1985 gedreht, die zumindest so gut gelungen ist, dass sich Fans des Originals nicht vor Wut die Haare raufen müssen. Positiv hervorzuheben ist vor allem die Tatsache, dass Craig Gillespie nicht penibel am Original klebt, sich im Endeffekt nur die wichtigsten Eckpunkte des Originals vorgeknöpft und diese zu etwas Neuem zusammengesetzt hat. Colin Farrell, der in der Rolle des Vampirs zu sehen ist, hat sichtlich Spaß an seinem Part und die Neuinterpretation der alten Roddy-McDowall-Rolle ist die absolute Schau. David Tennant als Vampirjäger Peter Vincent ist der heimliche Star dieses Films. FRIGHT NIGHT ist durchaus nett anzusehen, rasant erzählt und hat einen ziemlich hohen Unterhaltungswert. Aber er hat auch ein großes Manko, und das ist die technische Umsetzung. Die CGI-Effekte kann man – insbesondere für eine Kinoproduktion – fast nur noch als Frechheit bezeichnen und die 3D-Umsetzung des zu großen Teilen im Dunklen spielenden Films ist eine einzige Katastrophe. Die mir vorliegende Blu-ray war in der 3D-Version praktisch nicht ansehbar, das Bild war viel zu dunkel und zu unscharf, die Geschehnisse auf dem Bildschirm fast nicht zu erkennen und bereits nach gut 20 Minuten habe ich entnervt aufgegeben und den Film stattdessen in der 2D-Fassung weiter angeschaut.

Persönliche Bewertung: Unterhaltsam!

THE SHINING (Großbritannien/USA 1980, Regie: Stanley Kubrick)

the shining

(Fassung: Blu-ray, Warner, Deutschland)

Kubricks geniale Verfilmung eines Romans von Stephen King (auch wenn der Autor anderer Ansicht war bzw. ist) ist einer dieser Filme, über die im Endeffekt eigentlich schon alles gesagt bzw. geschrieben wurde. Ein Film, dessen Status als zeitloser Klassiker absolut unbestritten sein dürfte. Ein Film, der ein ganzes Genre mit-definiert hat und der mit ein paar Handvoll weiteren Werken für immer im Olymp des Horrorgenres seinen Platz gefunden hat. THE SHINING hat im Jahr 1980 funktioniert, er funktioniert im Jahr 2015 noch immer und er wird wohl auch noch im Jahr 2050 funktionieren. Selbst wann man ihn wie ich schon mehrere Male gesehen hat und im Endeffekt genau weiß, was als nächstes passieren wird, zieht er einen in seinen Bann, lässt einen immer wieder erschaudern und verpasst eine Gänsehaut nach der anderen. Er ist der beste Beweis dafür, dass keine expliziten Gewaltorgien notwendig sind, um Horror so erschaffen. Kubrick löst das allein durch seine großartigen Schauspieler – Jack Nicholson in der Rolle des immer mehr in den Wahnsinn abdriftenden Schriftstellers ist schlichtweg genial -, durch kurze Andeutungen, durch eine unheimliche Stimmung und Atmosphäre und durch einen Score, in dem Musik- und Soundeffekte miteinander verschmelzen. THE SHINING ist einer der unheimlichsten Filme, die ich kenne und auch noch bei der x-ten Sichtung einfach nur spannend wie Sau!

Persönliche Bewertung: Meisterwerk/Lieblingsfilm!

VIDEODROME (Kanada 1983, Regie: David Cronenberg)

videodrome

(Fassung: Blu-ray (Director’s Cut), Koch Media, Österreich)

In VIDEODROME stößt Fernsehmacher Max Renn (James Woods) auf einen Piratensender, der mit seinem radikalen und ausschließlich auf Sex und Gewalt reduziertem Programm bei Renn große Begierden auslöst. Er will den titelgebenden Sender in sein Programm integrieren und versucht, die Macher von Videodrome aufzuspüren. Mit fatalen Folgen…

Cronenbergs VIDEODROME hat ja nun auch schon länger den Status des Kultfilms inne und gehört zu den unbestrittenen Klassikern des Genres. Wie Cronenberg hier Mensch und Technik, Realität und Fiktion, Normalität und Wahnsinn miteinander verschmelzen lässt ist einzigartig und heute noch genauso beunruhigend und verstörend, wie es vor etwas über 30 Jahren gewesen sein dürfte, als dieser kleine Bastard von einem Film das Licht der Leinwände erblickte und sein Publikum nachhaltig vor den Kopf gestoßen haben dürfte. Von einem Major-Studio wie Universal haben sich die Kinozuschauer damals sicher keinen Film wie VIDEODROME erwartet.

Für mich selbst war dies nun tatsächlich die allererste Sichtung dieses Kultklassikers. Manche Filme fallen dann doch irgendwie über all die Jahre hinweg durch die Maschen, man hat sie zwar immer auf dem Radar, kommt aber aus verschiedenen Gründen einfach nie dazu, sie sich endlich anzusehen. VIDEODROME gehörte dummerweise zu diesen Filmen und so sehr er mich doch begeistert hat, so sehr bereue ich es auch, ihn mir nicht schon viel früher angesehen zu haben, zu einem Zeitpunkt, wo ich noch nicht so viel Vorwissen hatte und mich Cronenbergs Film gänzlich unvorbereitet in andere Sphären hätte katapultieren können. Ne Zeitmaschine hat hier keiner zufällig zur Hand?

Persönliche Bewertung: Hervorragend!

IL MOSTRO DI FIRENZE (Italien 1986, Regie: Cesare Ferrario)

il mostro di firenze

(Fassung: Blu-ray, FilmArt, Deutschland)

Von 1968 bis 1985 trieb in Florenz ein Killer sein Unwesen, der insgesamt 8 Paare bei ihrem nächtlichen Stelldichein getötet und die Leichen danach verstümmelt hat. Endgültig aufgeklärt wurde diese Mordserie nie.

IL MOSTRO DI FIRENZE, der ein Jahr nach dem letzten Mord in die italienischen Kinos kam, nimmt sich dieser realen Mordserie an und verknüpft sie mit fiktiven Spekulationen über den Killer. Im Zentrum von Ferrarios Film steht ein Schriftsteller (Leonard Mann), der versucht, sich in den Killer (Gabriele Tinti) hineinzuversetzen und Thesen aufzustellen, weswegen dieser die Morde verübt.

Das Problem an IL MOSTRO DI FIRENZE ist, dass es ihm einfach zu keinem Zeitpunkt gelingt, so etwas wie Spannung zu erzeugen, weil diese Mischung aus historischen Fakten und ausgedachten Spekulationen einfach nicht funktionieren will.

In den in Rückblenden gezeigten Mordszenen kann keinerlei Spannung aufkommen, da diese ja nur die dem Film zugrundeliegenden Taten abbilden und somit zumindest die theoretische Möglichkeit, dass ein Opfer dem Killer entkommen könnte, gar nicht vorhanden ist. In den Szenen schließlich, die den Background des Killers beleuchten, verhält es sich genauso, da man ja weiß, dass diese nur ein Abbild der Thesen des von Leonard Mann gespielten Schriftstellers darstellen und nichts mit der realen Vorlage zum Film zu tun haben.

Das Resultat ist ein Film, der gänzlich ohne Spannung auskommen muss, nur ganz wenige, atmosphärisch dichte Sequenzen zu bieten hat (die Szene in der Oper ist bspw. ziemlich klasse) und den Zuschauer mit seiner extrem ruhigen und behäbigen Erzählweise über die komplette Laufzeit einiges an Geduld und Durchhaltevermögen abverlangt.

Persönliche Bewertung: Naja!

HOLOCAUST 2000 (Großbritannien/Italien 1977, Regie: Alberto De Martino)

holocaust 2000

(Fassung: DVD, Lionsgate, USA)

In HOLOCAUST 2000 möchte sich Kirk Douglas als Großindustrieller Robert Caine ein Denkmal setzen und ein riesiges Kernkraftwerk errichten. Doch je mehr Caine das Bauvorhaben vorantreibt, desto mehr kommen ihm Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns und schon bald muss Caine erkennen, dass er drauf und dran ist, im wahrsten Sinne des Wortes das Werk des Teufels zu verrichten…

HOLOCAUST 2000 ist ein von den britischen Embassy Pictures co-produziertes Italo-Rip-Off diverser US-Okkult-Horror-Filme aus den 70er Jahren. Regisseur Alberto De Martino erzählt HOLOCAUST 2000 auf sehr ruhige und bedächtige Art und Weise, zieht langsam die Spannungsschraube an und kreiert von Minute zu Minute mehr eine Stimmung steten Unbehagens. Man könnte, wäre man böswillig, zwar durchaus behaupten, De Martino versuche, sein Publikum einzulullen, weil man bei näherer Betrachtung des Films doch feststellen muss, dass HOLOCAUST 2000 für einen Horrorfilm stellenweise etwas zu sehr vor sich hinplätschert. Bei mir persönlich hat das jedoch ganz vorzüglich funktioniert, was sicher auch daran liegen mag, dass ich einfach ein Faible für dieses Subgenre innerhalb des Horrorbereichs habe und mich allein aus diesem Grund gerne und bereitwillig von De Martino einlullen lasse. Denn in all der Ruhe, mit der die Geschichte erzählt wird, gibt es auch immer wieder heftige Eruptionen und fehlende Spannung oder fehlende Schauwerte kann man HOLOCAUST 2000 sicher nicht vorwerfen, als Beispiel sei hier nur mal die Helikoptersequenz genannt, die man einfach nur als “What the Fuck!?!“-Moment bezeichnen kann. Dann die Szenen in der Irrenanstalt, die einfach nur extrem creepy geraten sind und natürlich die surreale Albtraumsequenz in der Mitte des Films, die den inszenatorischen Höhepunkt von HOLOCAUST 2000 darstellt. Und das Ende des Films fand ich in all seiner ernüchternden Konsequenz einfach nur grandios.

Persönliche Bewertung: Gut!

CARRIE (USA 2013, Regie: Kimberly Peirce)

carrie

(Fassung: Blu-ray, MGM/20th Century Fox, Deutschland)

Das Original von Brian De Palma aus dem Jahr 1976 ist für mich persönlich nicht nur eine der besten Stephen-King-Verfilmungen, die je gedreht worden sind, sondern darüber hinaus auch einer dieser Horrorfilme, die wohl in jedem Horrorfilmkanon genannt werden müssen. Wenn ein Film, der einem persönlich besonders viel bedeutet, dann ein Remake spendiert bekommt, steht man diesem wohl von vornherein eher skeptisch gegenüber (wobei ich prinzipiell diese immer wieder neu aufkeimenden Diskussionen über den Sinn und Unsinn von Remakes ziemlich überflüssig und langweilig finde). Und dann ist es umso schöner, festzustellen, dass diese Skepsis doch eigentlich relativ unbegründet gewesen ist.

Regisseurin Kimberly Peirce hat ihre Neuauflage von CARRIE zum einen sehr eng am Original angelegt, zum anderen aber auch überzeugend ins Hier und Heute übertragen. So kommt bspw. diese Diskrepanz zwischen den mobbenden Mitschülerinnen auf der einen Seite und der von ihrer fanatisch-religiösen Mutter unterdrückten Außenseiterin auf der anderen Seite – auch wegen des technischen Fortschritts, der sich in den letzten Jahrzehnten so zugetragen hat und eine ganz neue Dimension der Erniedrigung durch die Mitschülerinnen zulässt (Carrie wird währenddessen mit dem Smartphone gefilmt, das Video landet auf YouTube) – im Remake besonders krass zum Vorschein. Die Carrie aus dem Remake muss dann – auch wegen des erhöhten Schutzbedürfnisses durch ihre Mutter – tatsächlich noch etwas mehr vertragen als die Carrie aus dem Original. In diesem Zusammenhang finde ich auch die Besetzung der Hauptrolle mit Chloë Grace Moretz als ausgesprochen gelungen. Hier kam ja vermehrt Kritik auf, dass Moretz zu attraktiv und auch irgendwie zu tough für diese Rolle sei – letzteres wohl vor allem aufgrund ihres Parts in den beiden KICK ASS-Filmen -, in meinen Augen spielt sie diese neue Carrie absolut überzeugend und es ist gut so, dass sie – allein aufgrund der Tatsache, dass ihre Carrie einfach noch mehr zu ertragen hat als die Carrie von Sissy Spacek aus dem Original – in der Rolle nicht ganz so zerbrechlich und verschüchtert rüberkommt, da dies in der Neuauflage einfach nicht mehr glaubwürdig wäre. Und auch mit Julianne Moore als Carries Mutter haben die Macher einen echten Besetzungscoup gelandet. Mir würde keine Schauspielerin einfallen, die besser in die Fußstapfen von Piper Laurie hätte treten können als Julianne Moore.

Regisseurin Kimberley Pierce hat mit CARRIE auf jeden Fall verdammt viel verdammt richtig gemacht. De Palmas Original ist unantastbar, unerreichbar, über jeden Zweifel erhaben. Dieses Remake macht ihm keine Schande, ganz im Gegenteil.

Persönliche Bewertung: Sehr gut!

NIGHT OF THE COBRA WOMAN (Philippinen/USA 1972, Regie: Andrew Meyer)

night of the cobra woman

(Fassung: DVD, Scorpion Releasing, USA)

NIGHT OF THE COBRA WOMAN ist einer von Roger Cormans Exploitern, die der umtriebige Produzent Anfang der 70er Jahre reihenweise billig auf den Philippinen drehen ließ. Der Film dreht sich um die mysteriöse Lena Aruza (Marlene Clark), die einst von einer Cobra gebissen wurde, seitdem die ewige Jugend besitzt und mit der Schlange in einer Art symbiotischen Verhältnis lebt. Als die Cobra eines Tages getötet wird, fängt Lena an, zu altern und sich selbst in eine Schlange zu verwandeln…

Ich habe wirklich keine Ahnung, wer sich damals (und auch heute noch) die ganzen Storys für diese unzähligen Corman-Filme ausgedacht hat, aber in gewisser Weise hat der gute Mensch einen Orden verdient. NIGHT OF THE COBRA WOMAN ist in erster Linie ein Film der nicht nachvollziehbaren Handlungen und Entscheidungen. Der ganze Plot entwickelt sich von Anfang bis zum Ende ausschließlich aufgrund komplett hirnrissiger Taten, welche die diversen Figuren im Film begehen. In NIGHT OF THE COBRA WOMAN gibt es praktisch keine einzige erklärbare Vorgehensweise irgendeiner Figur und diese Selbstverständlichkeit, mit der die Figuren eine dumme Tat nach der anderen vollbringen, macht Meyers Film in gewisser Weise verdammt faszinierend und sympathisch. Auch dieser Film – so mies er objektiv betrachtet auch sein mag – ist ein wunderbares Beispiel für Cormans Talent, mir als Zuschauer die hanebüchensten Absurditäten auf eine Art und Weise zu präsentieren, dass es mir praktisch unmöglich ist, den Film nicht zu mögen. Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber Cormans Filme habe einfach dieses gewisse Etwas, das vielen anderen Filmen im Exploitation-Bereich einfach fehlt. Und Vic Diaz stolpert ständig als Buckliger mit vorstehendem Gebiss und mutiertem Auge durchs Bild. Wie soll man NIGHT OF THE COBRA WOMAN bitte nicht mögen können?

Persönliche Bewertung: Nett!

J.D.’S REVENGE (USA 1976, Regie: Arthur Marks)

j.d.'s revenge

(Fassung: DVD, MGM, USA)

In J.D.’S REVENGE fährt während eines Hypnoseakts der Geist des vor 30 Jahren ermordeten Gangsters J.D. Walker (David McKnight) in den Körper des Studenten Ike (Glynn Turman), übernimmt nach und nach die Kontrolle über den Wirtskörper und versucht so, den damals an ihn und seiner Schwester (Alice Jubert) verübten Mord zu rächen…

Ein Horrorthriller im Blaxploitation-Gewand, souverän inszeniert von Regisseur Arthur Marks, einem meiner persönlichen Lieblingsregisseure im Genrefilmbereich, hat er doch – soweit ich sie bisher gesehen habe – ausschließlich gute bis sehr gute Filme gedreht. Auch J.D.’S REVENGE ist da keine Ausnahme. Marks kommt ohne großes Vorgeplänkel relativ schnell zur Sache, erzählt seine Besessenen-Story auf rasante und spannende Art und Weise, verwöhnt sein Zielpublikum mit einer Vielzahl an Schauwerten und erschafft durch diverse Rückblenden sowie Visions- und Albtraum-Sequenzen immer wieder eine unheimliche Atmosphäre. Kein Meisterwerk, aber grundsolide und extrem kurzweilige Genreunterhaltung. Ich mochte den Film.

Persönliche Bewertung: Gut!

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